Mostviertler Feldversuche

Wenn Kulinarik zum Impulsgeber für Nachhaltigkeit wird entsteht ein Menü, das mehr nährt als den Körper.

Mitten im Mostviertel wächst seit 2019 eine kulinarische Bewegung, die Landwirtschaft, Gastronomie und Regionalentwicklung neu denkt: die Mostviertler Feldversuche. Was als experimentelle Zusammenarbeit zwischen Produzent:innen, Köch:innen, Künstler:innen und Touristiker:innen begann, hat sich längst zu einem lebendigen Netzwerk für regenerativen Tourismus entwickelt.

Die Mostviertler Feldversuche zeigen, dass ein Teller mehr sein kann als ein Träger von Geschmack. Er wird zum Ausdruck einer Haltung: für Klimaschutz, für Biodiversität, für ein faires Miteinander entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Im Zentrum stehen dabei Mostviertler Produkte aus re­generativer Landwirtschaft, altes Handwerk und neue Allianzen – und eine Küche, die Verantwortung übernimmt.

Geschichten, die auf der Zunge zergehen

Im Rahmen der Mostviertler Feldversuche entstehen jährlich neue „Menüs“. Kreative Erzählräume, in denen Produzent:innen und Köch:innen gemeinsam Gerichte entwickeln, die mehr vermitteln als einzelne Zutaten. Sie erzählen von Fruchtfolgen, Bodenleben, Verzicht und Vielfalt. Und von Menschen, die Landwirtschaft als kulturelle Praxis begreifen.

Ergänzt werden die Menüs durch sorgfältig kuratierte „Geschichten“. Reportagen, Porträts und Interviews, die Einblicke in Philosophie und Haltung der Beteiligten geben. Es geht dabei nicht um Hochglanz, sondern um Tiefe – und um die Frage: Wie schmeckt eine Region, wenn man sie wirklich ernst nimmt?

Kulinarik als kollektiver Prozess

Die Mostviertler Feldversuche sind kein Festival, kein Restaurantbetrieb und auch kein Produktkatalog. Sie sind ein lebendiges Kollektiv. Menschen aus unterschiedlichen Bereichen treffen zusammen, um gemeinsam zu lernen, zu kochen und neue Zugänge zu entwickeln. Workshops, Feldbegehungen und Dialogformate machen sichtbar, wie stark Kulinarik als sozialer Prozess wirkt. Dieses Miteinander bildet die Grundlage für einen Tourismus, der nicht nur konsumiert, sondern inspiriert. Und der Gäste mitnimmt in ein gemeinsames Nachdenken über die Zukunft unserer Ernährung, unseres Klimas und unserer Landschaften.

Produkte mit Herkunft und Zukunft

Neben den Menüs entstehen im Rahmen der Mostviertler Feldversuche auch hand­feste Produkte: von Getreidemischungen über Brot und Birnen Pet Nat bis hin zu fer­mentierten Getränken. Doch entscheidend ist nicht das fertige Produkt, sondern der Weg dorthin – mit Rücksicht auf Ressour­cen, im Austausch zwischen Regionen, und im Bewusstsein, dass gute Landwirtschaft Zeit braucht.

Ein Projekt mit Tiefenwirkung

Was die Mostviertler Feldversuche besonders macht, ist ihr Anspruch, Räume zu öffnen. Für neue Denkweisen, für interdisziplinären Austausch, für eine Ernährungskultur, die sich nicht an Trends orientiert, sondern an Verantwortung. Der Tourismus spielt dabei eine zentrale Rolle – nicht als Vermarktungskanal, sondern als Lernfeld, als Bühne für Begegnung, als Ermöglicher von Wandel. Mag. Andreas Purt, Geschäftsführer Mostviertel Tourismus betont: „Die Mostviertler Feldversuche zeigen, wie Tourismus zum Möglichmacher werden kann – für neue Perspektiven auf Ernährung, für Dialog zwischen Stadt und Land, für eine Kultur des Miteinanders. Es geht nicht um Inszenierung, sondern um echte Räume des Lernens und Gestaltens."

So wird aus einem Teller ein Gespräch. Aus einem Menü ein Netzwerk. Und aus einem Projekt ein Impulsgeber für regenerativen Tourismus im Mostviertel und darüber hinaus.